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2021

Geschichtsort Johanniskirchhof

Geflüchtete filmen deutsche Senioren

Geschichtsort Johanniskirchhof

Geflüchtete drehen einen Dokumentarfilm mit der Männergruppe Feierabend 

In einem intergenerativen interkulturellen digitalen Projekt will die Männergruppe„ Feierabend“(von uns in der Altentagesstätte „Treffpunkt“ mit Förderung des ibk-kubia nachhaltig etabliert, Teilnehmeralter: 50 -100 Jahre) mit bildungsbenachteiligten und geflüchteten Jugendlichen die vielfältige Geschichte eines historischen Platzes in der Altstadt erforschen und sie in einem Dokumentarfilm darstellen.

In 2020 „adoptierten“ die Jugendlichen, die ihre eigenen „Opas“ im Krieg verloren haben, die deutschen Senioren, um mit ihnen das internationale Kunstprojekt "Grandpa & Me" durchzuführen. Das Ergebnis war eine Ausstellung aus aller Welt im Kulturzentrum BÜZ im Gebäude der alten Johanniskirche.

Die Senioren gingen freundschaftliche Beziehungen zu den "Ausländern" ein, neugierig wurden Klischees auf beiden Seiten ausgeräumt. Das Bürgerradio "Hallo Minden" begleitete das Projekt. Alle 3 Institutionen befinden sich um einen zentralen innerstädtischen Platz: den Johanniskirchhof.

Im Bereich des kreativen Erzählens in Verbindung mit digitalen Medien regen wir einen intergenerativen Dialog an und thematisieren interkulturelle Aspekte in der Kulturarbeit mit Älteren als Grundlage für weitere kommunale und regionale Vernetzung als Teil praktischer Friedensarbeit.

In Workshops erarbeiten die Teilnehmer die Themen und die Gestaltung des Films:

  • Die Ursprünge: Karl der Große und Sachsenherzog Wittekind
  • Vom protestantischen Friedhof über den preußischen Exerzierplatz hin zur Grünen Oase
  • Zeitzeugenberichte aus Weimarer Republik, Faschismus und Krieg
  • früher Kanonen, heute Platz interkultureller Begegnung von alt und jung

Dann drehen und schneiden sie den Film unter Anleitung des Filmemachers Dr. Frank Erdmann, selbst Mitglied der Gruppe FEIERABEND.

Als Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit sind vorgesehen: Artikel in der lokalen und regionalen Presse sowie in den Medien der beteiligten Partner: Homepage und Printmedien, Lokal- und Regionalradio, Flyer, Projektpräsentation in bestehenden Kursen, die von Geflüchteten und Senioren besucht werden.

Der Film

Förderer

Kooperationspartner


17.12.2021 - der Abschluss

Eine interkulturelle Begegnung am Freitag, 17.12.2021

Die Matinee des Jahresprojekts GESCHICHTSORT JOHANNISKIRCHHOF stand für diesen Freitag auf dem Spielplan. Corona hatte etwas dagegen. Laut der aktuell gültigen Corona-Verordnung durfte kein Kino stattfinden und somit auch kein Film gezeigt werden. Aber es war immerhin möglich eine Abschlussveranstaltung mit dem Filmemacher Dr. Frank Erdmann und den Mitwirkenden stattfinden zu lassen

Peter Küstermann hatte sich etwas Besonderes ausgedacht. Die Mitwirkenden sollten besonders gewürdigt und geehrt werden. Dazu war in der Mitte ein Walk of Fame aufgebaut werden. Für die Teilnehmenden waren quadratische Elemente – versehen mit dem jeweiligen Namen – ausgelegt worden. Im Laufe der Veranstaltung sollte es zur Entschlüsselung dieses Walk of Fame kommen.

Doch zunächst zur Veranstaltung: Sie war vom Ordnungsamt der Stadt Minden genehmigt worden, handelte es sich doch um Kulturelle Bildung. Das BÜZ war gut gefüllt, es standen zudem Kaffee und Kuchen zum Verzehr bereit. Zur Würdigung der geleisteten Arbeit gab es auch einen Sekt-/Saftempfang.

Georg Sander vom Altentreffpunkt würdigte mit seiner Einleitungsrede das geleistete Engagement der Senioren aus der Männergruppe FEIERABEND, die trotz des teilweisen hohen Alters und körperlicher Gebrechen mit viel Engagement und Leidenschaft bei der Sache waren und wesentlich zu einem guten Gelingen bei den Dreharbeiten und bei intergenerativer Integration beigetragen haben. Er sprach von zurückgelegten Wegen und sah den Johanniskirchhof als Paradebeispiel für historisch zurückgelegte Wege.

Nach der expliziten Erwähnung des Filmemachers Frank Erdmann verwies Peter Küstermann auf den Film, der nicht da war, weil er nicht gezeigt werden durfte. Aber es war möglich, Fragmente eines möglichen Films zu zeigen. Folglich wurde mit Schnipsel Eins begonnen. Dieser beinhaltete das Entstehen des Film-Gedankens, das Kennenlernen der historischen Gegebenheiten rund um den Johanniskirchhof und die Kirche, das Vorstellen der Kostümierung und erste Filmsequenzen, wie die Hochzeit von Heinrich dem Löwen und Mathilde.

Im Anschluss stellten die ersten Mitwirkenden ihre Rollen und Aufgaben vor. Dabei entnahmen sie ihr persönliches Element aus dem Walk of Fame und hefteten es an eine bereitgestellte Pinnwand. Es waren Sabah Oumari, Wolfgang Paulus, Mohamad Oumari und Alf Fritzsche. Sie hatten in jeder Sitzung diverse Rollen und Aktivitäten zu bewältigen. So spielte Alf die Rolle des Heinrich, er war Kommandant oder als Regisseur tätig. Wolfgang hatte viele geistliche Rollen übernommen, als Papst oder als Pfarrer. Oder als Voltaire. Mohamad reflektierte seine Rolle als Mönch oder auf dem Sterbebett, Sabah als Frau auf dem Marktplatz oder als Mathilde.

Es ging weiter mit dem zweiten Schnipsel: Die Szene vor dem Papst, der Bau der Johanniskirche, die Abendmahlsfeier in der Kirche und der Sturm der Johanniskirche durch die Fischer. Anschließend betraten Alexandra Saraval, Muhamad Muhamad, Wilfried Barth und Fritz-Dieter Greszik den Walk of Fame. Fritz-Dieter übernahm für Klaus Kambartel, der im Publikum saß, zusätzlich auch noch dessen Part. Fritz und Klaus waren die Bauarbeiter beim Bau der Kirche, ferner aber auch Zeitzeugen nach dem Zweiten Weltkrieg. Mohamad war Lehrling beim Kirchenbau, Wilfried glänzte durch viele kleinere Rollen als Statist und Alexandra führte Regie. 

Schnipsel Drei zeigte auf und um den Kulturcontainer den Alten Fritz beim Flötenspiel, die Konversation mit dem Philosophen Voltaire, das Exerzieren von preußischen Soldaten und Szenen in einem Lazarett.

Gewürdigt wurden Sidra Muhamad, Susanne Burgschweiger und Detlef. Susanne durfte den Alten Fritz spielen, da sie eine sehr gute Querflötenspielerin ist. Sidra war eine der Marktfrauen im Gespräch und Peter Küstermann stellte Detlev als den schönsten Toten im Lazarett vor.

Der letzte Film-Schnipsel: Die Johanniskirche als Magazin, die Zeit um 1945 und der Einsatz für die Johanniskirche als Bürgerzentrum. Abdou Khalil, Azad Khalil, Georg Sander, Dennis Janssen und Günter Dombrowa waren an der Reihe, den Walk of Fame zu betreten. Abdou und Azad waren Hitlerjungen, Dennis ein britischer Soldat, Georg wurde für seine koordinierenden Tätigkeiten und als Fischer nochmals erwähnt. Günter hatte keine Rolle übernommen, war aber immer ein Wegbegleiter des Projekts. 

Nicht vergessen werden darf Peter Küstermann für seine Rolle als Pfarrer bei einem Abendmahl mit Janina Diestel, die nicht anwesend sein konnte. In dieser Rolle wurde Peter mit einem Fischschlag ins Gesicht durch Georg abgestraft.

Den Kultur-Scouts und den Senioren der Männergruppe FEIERABEND gelang eine gute Symbiose aus Spontanität und Dokumentation sowie im Erzählen von Geschichten in der Geschichte.

Sprecherin: Monika Horstmann

Volker Papke-Oldenburg

Der Film

Begrüßung Georg Sander vom Treffpunkt Johanniskirchhof


05.11.2021 - der letzte Drehtag!

Die Fortsetzung: Geflüchtete drehen einen Dokumentarfilm mit der Männergruppe Feierabend
Der letzte Film Dreh vor der Matinee und der Präsentation des Films
Eine interkulturelle Begegnung am Freitag, 05.11.2021

Das Jahresprojekt GESCHICHTSORT JOHANNISKIRCHHOF ging an diesem Tag in seine vorletzte Phase. Unter Anleitung des Filmemachers Dr. Frank Erdmann ging es an diesem Tag darum, das Ende des Zweiten Weltkriegs filmisch einzufangen. Erneut herrschte das experimentelle Theater vor. Peter Küstermann hatte für das Drehbuch Mohamed Oumari und Roland Henß engagiert. Alf Fritzsche übernahm aber für Mohamed Oumari die wesentlichen Regie-Anweisungen.

Vorweg: Es war ein wirklich experimenteller Nachmittag, mit viel Improvisation, mit Wiederholungen beim Dreh und mit viel Geduld bei Frank Erdmann, die manchmal an Verzweiflung grenzte. Die als britische und deutsche Soldaten gekleideten Laienschauspieler verlangten an Konzentration doch einiges ab. Mit seiner Professionalität gelang es Frank Erdmann jedoch die notwendigen Filmszenen einzufangen. Und als Nebenprodukt zum Hauptfilm über den Geschichtsort wird es einen Background-Film zum Drehgeschehen aller Sitzungen geben, der Improvisation, Chaos, Spaß, Kommunikation oder Freude am Zusammensein dokumentieren wird.

Für die Requisiten in Form der britischen oder der nationalsozialistischen Uniformen war wie immer dank freundlicher Unterstützung der Porta-Bühne und anderer Einrichtungen gesorgt, eine größere Auswahl stand zur Verfügung, ebenso wurde viel Zeit in die Maskenbildnerei investiert. Dabei ging es im Besonderen um die Frisur der britischen Soldaten. Die Filmszenen waren frei improvisiert, die Texte spontan kreiert. Es wurden Szenen gedreht, die es oft mit der Historie nicht so genau nahmen, aber dennoch ein Eigenleben entwickelten. Von den Senioren war Fritz als Zeitzeuge dabei.

Den Kultur-Scouts und den Senioren der Männergruppe Feierabend gelang erneut eine gute Symbiose aus Spontanität und Dokumentation sowie im Erzählen von Geschichten in der Geschichte.  

Vier Szenen wurden gedreht:

In der Johanniskirche den Turm hinauf bis zum oberen Fenster, anschließend in den Hof hinein. Hierbei kamen Akteure nicht vor.

Vor einer Innenwand des BÜZ gibt es an einem Stammtisch mit Bierkrügen ein Gespräch mit dem Zeitzeugen Fritz, der die Engländer als Besatzer gesehen hat und über die Endzeit des NS-Regimes berichtet – speziell bezogen auf die Johanniskirche und den Johanniskirchhof.

Die dritte Szene wurde zunächst auf dem Johanniskirchhof gedreht. Zwei junge deutsche Soldaten in NS-Uniform liefen vor zwei britischen Soldaten davon. Diese Szene wurde anschließend nochmals aus der Perspektive vom Kirchturm herab gefilmt.

Die letzte Szene dokumentierte ein Standbild mit einer Laufschrift und sollte den aktuellen Status der Johanniskirche als Bürger- und Kulturzentrum dokumentieren.

Alle sind herzlich dazu eingeladen, die einmalige Premiere des Films „Geschichtsort Johanniskirchhof“ am 17.12.2021 im BÜZ zu verfolgen.

Volker Papke-Oldenburg


24.09.2021

Das vom Kulturzentrum BÜZ durchgeführte Filmprojekt zum „Geschichtsort Johanniskirchhof“ geht in seine letzten Runden. Der vorletzte Drehtag sah die Inszenierung dreier Szenen vor.  Erstens die Übergabe des Kirchengebäudes 1796 an die Mindener Garnison zwecks der Einrichtung eines Magazins. Zweitens und drittens zwei Episoden aus der Gründungsgeschichte im Nachkriegsdeutschland der 70er Jahre.

An diesem Freitag fand sich die Gruppe gegen 13:00 Uhr im Kirchengebäude ein. In einem Stuhlkreis auf Abstand begann das Briefing für den Ablauf. Die Aufgaben für Ton, Bild und Regie übernahm ein durch die Erfahrung der letzten Male eingespieltes Team. Die Darsteller*innen vor der Kamera zeigten ebenfalls ein gewachsenes Vertrauen im Umgang miteinander. Die Kostüme und Requisiten der Szenen blieben der mittlerweile vernetzten Phantasie der Teilnehmer überlassen. Gesten der zu spielenden Figuren ergaben sich aus der Situation eines kommunikativen Miteinanders von Jung und Alt. Die Wissenskontexte jedes Einzelnen bestehend aus Flucht, seinen  erlernten Fähigkeiten als auch Sichtweisen brachten Leben ins Bild.  

Die Orte der Handlung waren die Tür der Kirche, der Hof als auch die Bühne im BÜZ.

Die erste Szene spielte an der Seitentür vom Kirchengebäude am Ende des 18. Jahrhunderts. Sie zeigt einen in einem Soldatenkostüm agierenden Darsteller, der an die Tür klopft und dem öffnenden älteren Mann schroff mitteilt, dass nun das Gebäude an die Garnison vermietet wäre. Im zweiten Teil der Einstellung räumt der ehemalige Mieter mit seinen Gehilfen einige Kisten vor die Tür, welche die vorherige kaufmännische Nutzung des Gebäudes symbolisiert.    

Die von der Kamera aufgezeichnete Handlung ist zwar spontan aus der Situation entstanden, doch macht sie aufmerksam auf die vielfältigen Geschichten, die am Ort der Johanniskirche spielten und ihn baulich formten bis in die 70er Jahre hinein.  1973 kam die Idee vom Bürgerzentrum auf: „ Wo man vor allem aber, was immer man tut, nicht allein ist.“ (Zitat: Gründungsheft). Ein Platz an dem Menschen, in einer auf Zwecke orientierten Umwelt, einen Ausgleich finden und miteinander Projekte verwirklichen. Der Zeitraum bis 1983, in dem Bertram Schulte das BÜZ  gründete, bildete den Rahmen für die zwei folgenden Szenen. Die erste zeigt eine Ansammlung vornehmlich junger Menschen, welche demonstrierend für eine freie Nutzung der Örtlichkeiten über den Hof zog. Sie brachte alle Teilnehmer vor oder hinter die entstehenden Bilder.

Die letzte Szene des Tages zeigt ein Aufeinandertreffen der  Aktivisten im Büro eines Repräsentanten der Stadt Minden. Das heutige Bürgerzentrum war seit 1945 eine Notkirche und stand schließlich leer. Die Darstellung thematisiert die Anfänge der heute im Kulturbetrieb alltäglichen Aufgaben bei der Organisation. Im BÜZ setzte sich eine traditionell geführte gegenüber einer gemeinschaftlichen Leitung durch aufgrund der Verwaltungspraxis. Die konkurrierenden Konzepte hatten jedoch beide das gleiche Ziel eine gemeinsame Sprache zu finden, die zeitlos Kulturen und Generationen überbrückt an den Orten, die das Zusammenleben dokumentieren in ihrer Architektur.

Der letzte Drehtag ging unter der Aufsicht von Peter Küstermann zu Ende. Die Regie der ersten Szene „Übergabe des Kirchengebäudes 1796 an die Mindener Garnison“  übernahm Alf Fritzsche, die Führung der zweiten und dritten Szene die „Gründungsgeschichte im Nachkriegsdeutschland der 70er Jahre“ Alexandra Saraval und Wolfgang Paulus. Dr. Frank Erdmann bediente die Kamera. Das weitere Ensemble bestehend aus der Seniorengruppe Feierabend  als auch den nun in Deutschland lebenden Jugendlichen gaben ihren  Anteil dazu  bei der Wiederbelebung der Vergangenheit in der Inszenierung. Ein besonderer Dank  geht an Adiba Kridi als Make-up-Artist, welche während den gesamten Dreharbeiten die dargestellten Figuren mitgestaltete.

Am Freitag, den 05. November wird der letzte Drehtag folgen und am Freitag, den 17. Dezember 2021 wird das Projekt „Geschichtsort Johanniskirchhof“ bei der großen Filmpremiere im BÜZ in der Johanniskirche präsentiert.


03.09.2021

Ein Film dreht sich nicht von alleine. Es gibt viele Fragen zu klären: Welche Themen wollen wir noch aufnehmen? Wie lassen sich diese szenisch umsetzen? 


15.08.2021

Das Jahresprojekt GESCHICHTSORT JOHANNISKIRCHHOF ging an diesem Tag in eine weitere Phase. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe organisierte mit weiteren kulturellen Partnern in OWL die Reihe „33m³ Kultur“.  Nach Stationen in Bad Oeynhausen und Bielefeld war der Container in Minden angekommen. Die Frontseite stellte das Mindener Preußenmuseum dar und diente als Kulisse für die zu drehenden Szenen.

Klug abgestimmt war bei diesem Hintergrund-Ambiente das Thema des Film-Drehs an diesem Tag. Es sollte um die Mindener Vergangenheit unter preußischem Einfluss gehen. Minden war preußische Garnisonsstadt und im Jahr 1759 fand bei Minden eine Schlacht mit vielen toten und verwundeten Soldaten statt.

Die Filmszenen waren frei improvisiert, die Texte spontan kreiert. Erneut stand das kreative Element im Vordergrund. Den geflüchteten Kultur-Scouts und den Senioren der Männergruppe Feierabend gelang eine beeindruckende Symbiose aus Spontanität und Dokumentation geschichtlichen Hintergrunds und im Erzählen von Geschichten und Szenen, die es oft mit der Historie nicht so genau nahmen, aber dennoch ein Eigenleben entwickelten. Es ging dabei auch um „einfache“ Menschen, die als Soldaten auf dem Schlachtfeld geopfert wurden, deren Leben für die Geschichtsbücher bedeutungslos waren.

Der französische Philosoph der Aufklärung Voltaire wurde kurzerhand mit dem Preußen-König Friedrich der Große, bekannt als der „Alte Fritz“, statt nach Sanssouci auf den Johanniskirchhof gebracht. Der „Alte Fritz“, neben dem Kriegsführer und Herrscher auch für seine Liebe für die Literatur, Philosophie und Musik bekannt, trat als Flötenspieler auf.

Zur Unterstützung der Drehbuchsequenzen, die erneut von Dr. Frank Erdmann gedreht wurden, war wieder aus Hannover die Schauspielerin Alexandra Sarawal angereist, um sowohl kostümmäßig als auch bei den Anweisungen hilfreich zur Seite zu stehen. An diesem Tag übernahm sie zusätzlich auch eine Rolle. Für die Requisiten war wie immer dank freundlicher Unterstützung der Porta-Bühne und anderer Einrichtungen gesorgt, eine größere Auswahl stand zur Verfügung, ebenso wurde viel Zeit in die Maskenbildnerei investiert.

Die einfachen Soldaten bekamen Holzgewehre mit Erkennungszeichen (Nelken). Vor über 250 Jahren wurden oft einfache Bauern oder Tagelöhner zum Kriegseinsatz herangezogen, die keine eigene Uniform besaßen. Folglich gab es Erkennungszeichen, auf welcher Seite man stand. Das Exerzieren wurde musikalisch begleitet mit dem Marsch Eins aus der Zeit Friedrich des Großen (Preußische Armee-Märsche des 18.Jahrhunderts).

Der Alte Fritz wurde von einer Frau gespielt. Susanne Burgschweiger repräsentierte ihn in einer preußischen Uniform. Beindruckend war ihr Querflötensolo. Wolfgang Paulus von den Senioren spielte in den Requisiten der damaligen Zeit den Aufklärer Voltaire.

Vier Szenen wurden rund um den Kultur-Container gespielt und gedreht:

  • Einfache Bürgerinnen unterhalten sich an einer Laterne
  • Eine Parade der Soldaten mit Exerzieren vor dem Kultur-Container mit dem Hintergrundbild des Preußen-Museums
  • Ein Flötenkonzert mit dem Alten Fritz vor Zuhörer*innen auf dem Dach des Containers
  • Voltaire und der Alte Fritz schreiten zur Johanniskirche

Eine fünfte Szene wurde im BÜZ gespielt. Die Johanniskirche diente in verschiedenen Epochen auch immer wieder als Lazarett. Vier Lazarett-Betten waren bereitgestellt. Die zum Teil schwer verletzten Soldaten wurden maskenbildnerisch vorbereitet und auf die Feldbetten gelegt. Ein kreativer Gedankensprung in der Zeit ermöglichte an diesem Drehtag den Einsatz der modernen Medizin mit Ärzt*innen aus heutiger Zeit. Mohammed Oumari spielte einen Schwerverletzten auf einem OP-Tisch, der seinen Verletzungen erlag. Der Alte Fritz verneigte sich vor dem Toten und bei einem Querflötensolo gelang die wundersame Auferweckung.

Es war erneut ein chaotisch-kreativer Drehtag mit viel Aufwand für die Filmszenen. Es wurde halt viel improvisiert und somit mussten auch Sequenzen wiederholt werden. Aber erneut überwog die Freude am Improvisationstheater und es war ein gelungener Nachmittag.

Schlussendlich fand noch eine Befragung durch Miriam Haller vom ibkkubia (www.ibkkubia.de) zu intergenerativen Projekten mit Senioren und Junioren statt.

Volker Papke-Oldenburg


11.06.2021

Veranstaltungen können im BÜZ unter gelockerten Hygiene-Auflagen stattfinden. Es besteht keine Testpflicht und Masken können am Platz abgenommen werden. Dies ist die zentrale Botschaft im Sommer 2021.

Nach langen und harten Monaten der Entbehrung, die aber dennoch regelmäßig Kultur im BÜZ ermöglichten, verwies Peter Küstermann auf die neuen Verordnungen.

Das Fortsetzungs-Projekt des Jahres 2020 GRANDPA & ME ging an diesem Freitag in eine weitere Phase. Konkret ging es darum, erste Filmsequenzen durch Frank Erdmann einzufangen. Vier Szenenkomplexe im historischen Kontext der Johanniskirche standen auf dem Programm:

  • Während der Reformationszeit stürmen Fischer einen Gottesdienst beim Abendmahl die Kirche und beanspruchen sie für sich
  • Der Mönch Ansgar macht sich auf eine beschwerliche dreijährige Reise zu Papst Innozenz nach Rom, um eine Urkunde zur Grundsteinlegung und zum Bau der Johanniskirche zu erwerben
  • Bauarbeiten werden an der Kirche vorgenommen, die Grundsteinlegung wird vollzogen; Meister und Lehrling befinden sich im Dialog, es wird Johannis-Bier eingeschenkt
  • Die Fürstenhochzeit: Heinrich heiratet seine Mathilde; unter einem Baldachin und ausgelegtem roten Teppich schreitet das Brautpaar zum Altar, Blumen werden gestreut

Zur Unterstützung der Drehbuchsequenzen, die auf frei erfundenem und spontanem Textfundus basierten, war eigens aus Hannover die Schauspielerin Alexandra Sarawal angereist, um sowohl kostümmäßig als auch bei den Sprechakten einige hilfreiche Regieanweisungen vorzunehmen. Die Teilnehmenden bestanden in der Tradition und Fortsetzung des Projektes GRANDPA & ME aus einer Mischung aus Jung und Alt, Geflüchteten und Senioren mit deutschem Hintergrund. Für die Requisiten war gesorgt, eine größere Auswahl stand zur Verfügung. Ein echt aussehender Papst trat auf, Heinrich und Mathilde erschienen in fürstlichem Gewand, ein Baldachin wurde spontan aus einer Decke und vier Paddeln konstruiert. Dem Ideenreichtum waren keine Grenzen gesetzt. Der Altar wirkte echt mit Kerzen. Für die Maskenbildnerei war auch gesorgt.

Es war ein chaotisch-kreativer Drehtag; spontane Impulse sorgten dafür, dass manch eine Szene wiederholt werden musste. Frank Erdmann an der Kamera hatte bisweilen sichtlich Mühe, alle gewünschten Effekte einzufangen. Folglich mussten manche Sequenzen wiederholt werden. Dies war aber durchaus Teil des Programms, denn es ging um Spontanität und Freude am Theaterspiel. Die Fischerleute, die die Johanniskirche enterten, hatten eigens einen Fisch mitgebracht, um ihn dem Priester ins Gesicht zu schlagen. Es wurde viel gelacht; es war ein Nachmittag mit hohem Unterhaltungswert. Dies wurde auch deutlich während der Pausengespräche bei Kaffee und Kuchen.

Das Konzept von Peter Küstermann mit der Improvisation als fundamentale Triebfeder zeigte sich als realisierbar, Slapstick-artige Passagen waren wünschenswert und wurden in der Kamera eingefangen.

Volker Papke-Oldenburg


Eine interkulturelle Begegnung am Freitag, 16.04.2021

Die Corona-Zeiten halten an. Währenddessen können im BÜZ öffentlich geförderte Veranstaltungen der außerschulischen Bildung unter strengen Hygiene-Auflagen stattfinden. Zu Beginn der Veranstaltung gab es Kaffee und Kuchen. Der Verzehr war nur draußen gestattet.

Das Projekt ging an diesem Freitag in seine zweite Phase, d.h. konkreter ins Detail. Georg Sander vom Treffpunkt verwendete das Bild einer Reisegesellschaft, die nun die zweite Station der Reise in   Angriff nahm. Das weite Ziel vor Augen: Im Dezember wird der von Frank Erdmann gedrehte Film über gespielte Szenen der Geschichte des Johanniskirchhofs im BÜZ präsentiert werden.

Die Freilichtbühne Porta Westfalica erklärte sich bereit, den Prozess der Kostümierung mitzugestalten, da natürlich genügend Kostüme und Requisiten zur Verfügung stehen. Ann-Kristin Puls, die bei der Freilichtbühne für die Kostüme verantwortlich ist, stand mit Rat und Tat zur Verfügung. Sie hatte diverse Kostüme mittelalterlicher und neuzeitlicher Rollen mitgebracht: zum Beispiel eine Mönchskutte, ein Papst-Kostüm, die Kleidung einfacher Leute wie die der Fischer und der Handwerker und die Kleidung Adliger sowie geistlicher Würdenträger. Natürlich stellten die mitgebrachten Kleidungsstücke nur eine Auswahl dar.

Projektorganisator Peter Küstermann verwies darauf, dass Improvisation eine fundamentale Triebfeder bei den weiteren sommerlichen Veranstaltungen sein wird. Das Auswendiglernen von Textpassagen steht nicht im Fokus, sondern die lebendige Freude beim Drehen mit spontanen Äußerungen und Reaktionen. Somit haben diese Filmsequenzen sicherlich viel fiktiven und narrativen Charakter. Nochmals sei das grundsätzliche Anliegen erwähnt: Geflüchtete junge Syrer und Syrerinnen drehen einen Film mit deutschen Senioren aus der Männergruppe. Neben Spracherwerb steht der kulturelle Austausch im Vordergrund. Frank Erdmann, der Filmemacher, äußerte sich ähnlich: Professionalität sei nicht angesagt, das wäre auch nicht realisierbar, aber Slapstick-artige Passagen seien wünschenswert.

Dieser zweite Tag der Veranstaltungsreihe brachte dann auch konkrete Ergebnisse: Jung und Alt, geflüchtet und deutsches Urgestein, fanden jeweils zueinander. Sie überlegten sich, welche Rollen gespielt werden können. Dabei kristallisierten sich Szenen heraus: Ein Bote in einer Mönchskutte macht sich auf den Weg zu Papst Innozenz III. Der Papst nimmt das Stift unter seinen Schutz und die Arbeiten an der Johanniskirche beginnen. Requisiten für Handwerker können besorgt werden. Die Hochzeit Heinrichs IV mit seiner Braut Mathilde sorgt für eine weitere Filmsequenz. Weitere Szenen: Die Reformation und Minden als ein Austragungsort des Dreißigjährigen Krieges – die Schlacht bei Minden. Natürlich werden – wie schon erwähnt – Dialoge und Sprechrollen frei definiert werden. Frank Erdmann und Peter Küstermann verwiesen auf verbindende Übergangs-Elemente zwischen den einzelnen Spielszenen – die Rahmenhandlung. Die gesamte Gruppe kann das Volk spielen, welches immer wieder als verbindendes Element in den Vordergrund tritt. Georg Sander verwies auf das Konzept der Kleingruppen: Personen der ausgewählten Szenen und Rollen setzen sich zusammen und machen sich mit der Thematik vertraut. 

Volker Papke-Oldenburg


Schauspieler gesucht!

Für einen Kostümfilm 800 Jahre JOHANNISKIRCHHOF und seine wechselvolle Geschichte suchen wir euch! Als Schauspieler! Das Drehbuch schreibt Ihr selbst! Minden statt Hollywood. Wieder am 11.06. um 16.00 Uhr und am 02.07. um 14.30 Uhr.

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Weitere Infos findet ihr in dem folgenden Film: