Lisa-Marie Klug
VULVA ART
Acryl & Aquarell
Lisa-Marie Klug gilt als starke Persönlichkeit, die mit ihrer Kunst auf soziale Missstände hinweist. Vulva Art ist dabei ein großes Thema mit dem Ziel, das Tabu der weiblichen Scham zu brechen und die Vulva als solche zu normalisieren.
Am liebsten arbeitet sie in Acryl und Aquarell; sie läßt dabei kräftige Farben sprechen, arbeitet mit Kontrasten und unterstreicht gern ihre Kunst mit vieldeutigen Titeln. Bisher hingen ihre Arbeiten in Frauenarztpraxen, jetzt auch im BÜZ.
Mandelförmig-Beziehungsreiches von Lisa-Marie Klug
Vernissage am 07.04.24
Die Publikumsplätze sind gut gefüllt, als Peter Küstermann die Vernissage "Vulva Art" von Lisa-Marie Klug eröffnet, und als Galerist und Moderator ordnet er die Ausstellung auch sozio-, kunst- und kulturhistorisch ein. Primäre weibliche Geschlechtsorgane spielten in der bildenden Kunst zu keiner Zeit eine nennenswerte Rolle, ganz im Gegensatz zu ihrem maskulinen Pendant. Die 33-jährige Lisa-Marie Klug aus Linsburg im angrenzenden Niedersachsen reiht sich mit ihren Malereien ein in das immer noch eher schmale Segment jener modernen und nachmodernen Künstlerinnen, die mit diesem Missstand aufräumen wollen. Auch der Vorstandsvorsitzende des BÜZ, Jannes Thielicke, spart in seinem Grußwort nicht mit Respekt dafür, wie Klug das "Tabu mit Power durchbricht" und neuen Perspektiven und einer großen Wertschätzung für die Kraft des Femininen den Weg ebnet.
Klugs Bilder, hier im BÜZ sind es ausnahmslos mittelgroße bis große Formate in Acrylfarben, spiegeln denn auch mit einer gehörigen Portion Ironie den feministischen Sichtbarkeitsanspruch des Vulva-Motives wider. Die Vulva erscheint in den Bildern in Form von motivischen Kontextualisierungen, die auch weniger explizit geschlechtlich gelesen werden könnten, doch ihre mandelförmig-beziehungsreiche Note auch nie verleugnen. Doppeldeutige Titel wie etwa "Deep See" für eine winzige Person in einem Wasserstrudel oder "Pussy's Eye" für ein bildfüllendes Katzenauge sorgen für die gewollte Interpretationsrichtung. Die künstlerische Ausdrucksfähigkeit reicht von der leicht psychedelisch angehauchten Darstellung eines Vulvensturmes, der sich wie eine vielfache Blütenexplosion über die Leinwand ergießt hin zu einer naturalistisch gemalten ovalen Spitzendecke, die auf den ersten Blick wirkt wie ein objet trouvé und für die tatsächlich ein Tischwäscheteil von Klugs Großmutter Modell gestanden hat.
Auch die musikalische Komponente ist wieder vom Feinsten: was zu Beginn wie ideenreich modulierte Harfenimprovisation anmutet, sind in Wahrheit auskomponierte Vortragsstücke verschiedener Komponist:innen, von Gertraude Büttner mit viel Einfühlungsvermögen dargebracht - von der elegischen Ballade bis hin zu einem Harfen-Original in jazzig synkopierter Manier.
Der Ehemann der Künstlerin, Malte Klug, liest Texte von Celsy Dehnert, die leider krankheitshalber nicht selbst mit von der Partie sein kann:
explizit feministische Prosa, essayistische Statements zum Thema, die zeigen, dass man dieses nicht im nüchternen Ton einer Gleichstellungsbeauftragten abhandeln muss: ihnen wohnt eine den Bildern Klugs analoge Leichtigkeit inne und gleichzeitig ein explizites Einfordern alternativer Sichtweisen, sich zu "trauen, Dinge neu zu denken".
Im Anschluss an den Bühnenteil bleibt noch genügend Zeit für zahlreiche Interessierte aus dem Publikum, die Künstlerin zu ihren Intentionen und Maltechniken zu befragen und auch den ein oder anderen roten Punkt an ein Bild heften zu lassen. Also ranhalten: die Ausstellung ist noch bis zum 18. Mai während der häuslichen Veranstaltungen zu sehen und unter Tel. 0178-7617637 zu erwerben.
Insgesamt gelingt den Künstlerinnen und dem Orga-Team einmal mehr ein BÜZ-typisches Gesamtkunstwerk, das alles Sinne anspricht.
Marcus Neuert
Zielgruppe
Kunstinteressierte Erwachsene
Presse
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